Ehlershausen - Ramlingen - Otze

2022 | Ausgabe 4 - 2022 | September, Oktober, November
29.08.2022 | 2,2 MiB
Liebe Leserinnen und Leser,
In der letzten Zeit hab‘ ich oft das Lied „Tage wie diese“ von den Toten Hosen gehört. Im Radio, auf Konzerten, Festen und Feiern. Die Menschen lagen sich in den Armen. Sangen aus voller Kehle mit. Ein Lied, das nur so strotzt vor lauter Lebensfreude. Darin wird eine schon lang vereinbarte Verabredung besungen, die nun endlich stattfindet. Eine begeisterte Menschenmenge, die die Freude an der Musik vereint. Hier lassen sich der Alltag und die Sorgen vergessen. Ich gehöre dazu und bin nicht allein.
An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit.
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit.
Diese Tage, diese Momente lassen sich nicht nur bei Musikfestivals erfahren. Ich finde, das lässt uns auch der Sommer. Oder wie haben Sie diesen Sommer erlebt? Hatten Sie viel Grund zum Singen, zum Freuen? Wie sind Sie mit der Hitze klargekommen? Wie sieht Ihr Garten, Ihre Balkonbepflanzung, sehen die Felder aus? Was für Gedanken kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie an die letzten Monate denken. Sind es eher schwere Gedanken voller Sorge oder Gedanken voll Dank und Freude. Vielleicht schwingt auch beides mit und das eine ist mal stärker da als das andere. Immer, wenn ich die Nachrichten anstelle, höre ich von so viel Schrecklichem in unserer Welt. Krieg. Flucht. Tod. Klima. Wie damit umgehen, um das Schöne um sich herum wieder zu sehen und wahrzunehmen. Denn da ist doch so viel Schönes, für das ich danken kann. Tage wie diese: Für den Sommer. Die Sonne. Besuche im Waldbad. Urlaub. Freunde treffen und Feste feiern - endlich wieder. In unserem Heft finden Sie ein paar GeDanken dazu von Menschen aus unserer Gemeinde.
An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit.
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit.
An Tagen wir diesen klingt etwas an, das mehr ist als irdisch. Es wäre schön, wenn es immer so bleiben könnte. Noch ewig Zeit haben. Wir wissen um den Tod. Wir wissen darum, dass wir eines Tages sterben müssen und erleben es im Moment viel zu oft selbst oder hören davon hier in der Gemeinde und der Welt. Auch wenn die Toten Hosen ihr Lied nicht auf einem religiösen Hintergrund geschrieben haben, so beschreiben sie doch eine zutiefst christliche Erfahrung.
Tage wie diese, ein Stückchen Ewigkeit erleben, mitten in unserem Leben. Genau das meint Jesus, wenn er von sich sagt: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, selbst wenn er stirbt. Und wer da lebt und glaubt an mich, der wird niemals sterben.
Die Toten Hosen enden schließlich mit den Worten:
In dieser Nacht der Nächte, die uns so viel verspricht
erleben wir das Beste, kein Ende in Sicht.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen auch mitten in diesem so bewegten Jahr einfach mal frohe Ostern.
Ihre Dorothea Wöller

2022 | Ausgabe 3 - 2022 | Juni, Juli, August
30.05.2022 | 2,7 MiB
Liebe Leser:innen,
der Sommer steht vor der Tür und ich kann Euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf ihn freue. In den letzten Monaten habe ich nach Sonne, Leichtigkeit und Menschen um mich herum gelechzt. Nach all den Einschränkungen, Sorgen, ewig neuen Herausforderungen und Einschränkungen wuchs in mir die Sehnsucht nach Normalität. Nach Lebensfreude „so wie früher“.
Wie schaut es bei Euch aus? Was erhofft Ihr euch für diesen Sommer? Endlich wieder reisen, weiter weg vielleicht nach zwei Sommern mehr oder weniger daheim? Unbeschwert Freunde und Familie treffen? Zeit zum Erholen? Sind es noch immer die selben Hoffnungen und Wünsche wie zu Beginn des Jahres?
Ich gestehe, bei mir hat sich da was geändert. So ganz unbeschwert schau ich nicht mehr auf diesen Sommer und all meine Pläne. Seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine hat sich meine Hoffnung für diesen Sommer verändert. Es fühlt sich komisch an, das Reisen zu planen, wenn ich weiß, dass andere ungewollt und mit nur ein wenig Hab und Gut auf die Reise gehen – auf die Flucht. Flucht vor Bomben. Vor dem Krieg. Und dann fallen mir Worte aus der Bibel ein:
Du stellst meine Füße auf weiten Raum.
Im 31. Psalm bittet ein Mensch Gott um Hilfe vor Verfolgern. Aber er spricht auch seinen Dank und sein Vertrauen aus, dass Gott ihn retten wird. Eine Gleichzeitigkeit, die mich an die Gleichzeitigkeit von so vielem Schönen und so vielem Schweren erinnert, die gerade herrscht.
Da ist die Sorge um unsere Welt. Das Klima. Die Kriege. Das Mit-Leiden mit den Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen. Und da ist mein Leben. Das ganz normal weitergeht. Mit den eigenen Hoffnungen auf einen unbeschwerten Sommer. Mit den eigenen kleinen Sorgen und Wünschen. Und das alles zusammen zu bekommen, das fällt nicht immer leicht. Und dann versuche ich mich ab und an daran zu erinnern:
Du stellst meine Füße auf weiten Raum.
Da ist Dank. Und Grund zum Hoffen. Trotz oder gerade wegen all dem, was um mich, um uns herum passiert. Lasst uns das nicht aus den Augen verlieren. In aller Gleichzeitigkeit von Schönem und Schwerem. Lasst uns innehalten und Gott Raum geben in unserem Leben. Und dann, dann können wir aufbrechen: in den Sommer. In den weitern, noch unbekannten Raum, der vor uns liegt. Gott wird bei uns sein. Unsere Füße auf weitern Raum stellen. Darauf vertraue ich.
Bleibt behütet, Eure
Dorothea Wöller

2022 | Ausgabe 2 - 2022 | März, April, Mai
22.03.2022 | 2,4 MiB
Aufgrund organisatorischer Verzögerungen erscheint der Gemeindebrief leider mit vierwöchiger Verspätung. Der Redaktionsschluss lag vor Beginn des Ukrainekrieges, die Texte spiegeln das deshalb nicht wider.
Kennen Sie den?
Josef von Arimathäa hatte sein eigenes Grab für das Begräbnis Jesu zur Verfügung gestellt. Am Abend kommt er nach Hause und versucht seiner Frau schonend beizubringen, dass die Familiengrabstätte nun belegt sei. Seine Frau regt sich auf, wird wütend und schreit: „Josef, wie konntest du nur? Unser Grab! Wo sollen wir jetzt bestattet werden?“ Josef bewahrt die Ruhe, atmet tief durch und sagt: „Schatz, reg dich doch nicht so auf! Es ist doch nur über‘s Wochenende!“
Im Gottesdienst Witze erzählen – für manche undenkbar. Und doch gab es diese Tradition bis ins 18. Jahrhundert. Das „Osterlachen“. Ich lache dem Tod ins Gesicht. Ich lache, weil das die Angst vertreibt. Ich lache, weil das Leben eben doch stärker ist als der Tod. Lachen befreit - das spüren wir im ganzen Körper. Ich atme tiefer, nicht nur meine Gesichtsmuskeln bekommen ordentlich zu tun und ich fühle mich wohler.
Ich vergesse dabei nicht das Leid um uns herum. Viele sind krank, manche gestorben. Doch das, was wir jetzt brauchen, ist Hoffnung und Freude. Nach Karfreitag folgt der Ostersonntag. Jesus duckt sich nicht weg, sondern geht den Weg in den Tod. Auch bei unserem Sterben lässt er uns nicht allein. Geht mit uns durch das Dunkel hindurch und begleitet uns auf dem Weg in Gottes Hoffnungsland. Seit Ostern haben wir eine Ahnung davon, wie das Leben weitergehen kann. Das feiern wir. Wenn das kein Grund zur Freude ist!
Begegne anderen mit Humor und Freundlichkeit. Auch wenn dir die Rolle als Spaßvogelnicht auf den Leib geschrieben ist, kannst du für eine gute Atmosphäre sorgen: In der Familie, mit Freunden, am Arbeitsplatz. Humor hilft, Situationen zu entspannen ohne jemanden bloß zu stellen. Lachen hilft, tief durchzuatmen und sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.
In einigen Gemeinden wird das Osterlachen gerade wiederbelebt. Vielleicht gar keine schlechte Idee.
Mit fröhlichen Grüßen
Anja Schawohl

2022 | Ausgabe 1 - 2022 | Dezember, Januar, Februar
09.12.2021 | 6,0 MiB
Alle Jahre wieder...
Kommt Weihnachten. Kommt das Christuskind. Kommt der Weihnachtsmann. Und davor die Adventszeit.
Alle Jahre wieder kommt eine neue Welle. Kommen neue Verordnungen und Einschränkungen.
Wie geht es Ihnen damit? Kommt dies Jahr Weihnachts-Vor-Freude auf? Wie sehen Ihre Planungen aus? Planen Sie überhaupt noch was mit der Familie oder Freunden an Weihnachten?
Alle Jahre wieder... kommt Weihnachten. Egal, was um uns herum und in uns passiert.
Wir bekommen vier Wochen geschenkt, in denen wir uns vorbereiten können. Schmücken können: das Haus, die Wohnung, den Garten, das Herz. Vier Wochen, in denen wir drinnen und draußen Lichter anzünden. Gegen die Dunkelheit. Gegen die Kälte in uns und um uns. In der Gesellschaft. Lichter, die uns hoffen lassen. Hoffen lassen auf leichtere Zeiten. Auf mehr Verständnis untereinander. Auf eine friedlichere Welt, in der jedes helle Kinderlachen zu hören ist. Fröhlich und unbeschwert.
Alle Jahre wieder... all diese Hoffnungen. Geballt treffen sie uns in diesen Wochen. Und viele bleiben unerfüllt. Oder vermeintlich unerfüllt. Weil es oft so kleine Dinge sind, die sich ändern, und die wir übersehen. Ich denke da an all die lieben Worte und Begegnungen, die ich trotz schwierigen Start-Zeiten im letzten Jahr erfahren durfte. Ich habe Hilfe erfahren an Punkten, an denen ich nicht damit gerechnet habe. Und ich habe eine Zimmerpflanze ein ganzes Jahr am Leben erhalten - ein großes Wunder. Die Hoffnung, dass es klappt, die hatte ich, dass es tatsächlich so wurde – freut mich unglaublich. Welche Hoffnungen sind Ihnen in Erfüllung gegangen?
Alle Jahre wieder... Wird es Advent. Unsere gekränkte Welt ist gerade nicht bestimmt von schmucken Licht und guter Hoffnung. Da hilft mir die Trotzkraft des Kirchenjahres. Es wird Advent, mit uns, unabhängig von uns, in uns, trotz allem. Die Lichter dieser Zeit lassen uns hoffen. Die Lieder dieser Zeit singen uns in Erwartung.
Das schreib dir in dein Herz. Seid unverzagt! Ihr habt die Hilfe vor der Tür. Der eure Herzen tröstet ist allhier.
So die Strophe aus Paul Gerhardts Lied „Wie soll ich dich empfangen“. In diesem Advent will ich es mir selbst ins Herz schreiben: Seid unverzagt! Beherzt! Dass wir voll Trost und Zuversicht auf dieses Weihnachtsfest zugehen können und in das neue Jahr! In dem uns Jesus mit offenen Armen und vielen kleinen Rettungsboten gegen Angst und Einsamkeit entgegenkommt:
Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.
Ich wünsche Ihnen und Euch eine hoffnungsfrohe und helle Advents- und Weihnachtszeit und ein gesegnetes und gesundes neues Jahr!
Ihre Pastorin
Dorothea Wöller