Den Geist Jesu weiterleben

Glaubenssache

Imke Fronia. Foto: Dethard Hilbig
Imke Fronia. Foto: Dethard Hilbig

Zur Zeit Jesu betraf die Armut einen großen Teil der Bevölkerung, erschwerend kamen hohe Abgaben und Steuern an die römische Besatzungsmacht dazu. In Jesus erfüllt sich die Ankündigung des „Evangeliums“, wie sie der Prophet Jesaja gemacht hat: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe (vgl. Lukas-Evangelium, Kapitel 4, Vers 18).

In seiner Tätigkeit wendet er sich insbesondere den Menschen zu, die zur Unterschicht zählten. In der Bergpredigt kündigt Jesus vor allem den Armen und Schwachen das Reich Gottes an („Selig die arm sind, die hungern, …"). Die Zuwendung gilt ebenso hilfsbedürftigen Kindern (Matthäus-Evangelium, Kapitel 18, Vers 5), den Kranken, die durch ansteckende Krankheiten vom sozialen Leben ausgeschlossen sind oder den Bettlern, wie z. B. dem armen Lazarus. Dieses Gleichnis zeigt auch die Umwertung gängiger Werte durch das Reich Gottes; dabei ist zu beachten, dass nicht der Reichtum an sich ins Verderben führt, sondern die gleichzeitige Missachtung des Armen und die Verweigerung von Barmherzigkeit ihm gegenüber.

Und heute ? In keinem vergleichbaren Industrieland ist die Mittelschicht in den vergangen Jahren so stark geschrumpft wie in Deutschland. Die soziale Lage hat sich in Niedersachsen verändert und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Die Armut befindet sich auf einem Rekordhoch. Armutsrisiken sind dabei vielfältig und werden sich durch die geopolitischen Spannungen sowie die dadurch zu erwartenden Preissteigerungen in allen Lebensbereichen weiter verschärfen.

In der diesjährigen Woche der Diakonie legen wir daher den Fokus auf die Verantwortung, die Politik, Kirche, Sozial und Wohlfahrtsverbände sowie Gesellschaft füreinander haben. Die Armut werden wir nur mit gesellschaftlichem Zusammenhalt bewältigen.

Soziale Arbeit der Diakonie ist niemals bloßes Geschäft oder herstellendes Tun. Soziale Arbeit ist immer eine soziale Praxis zwischen dem Professionellen und seinem Adressaten. Sie soll auf dessen Befähigung zur eigenverantwortlichen Lebensführung hinzielen und den vielfältigen Bedrohungen und Versehrungen der menschlichen Lebenswelt widerstehen. Die Diakonie mit alle ihren Mitwirkenden leben den Geist Jesu weiter – aus Verantwortung füreinander.

Imke Fronia
Kirchenkreissozialarbeiterin und Migrationsberaterin (Bereichsleitung)
Ev.-luth. Kirchenkreis Burgdorf/Diakonieverband Hannover-Land

„Glaubenssache - Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“ erscheint als Kolumne jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.

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