Angesehen werden und ansehen

Glaubenssache

Foto: Torsten Ernst
Foto: Torsten Ernst

Ein Lied, das mich im Jahr 2022 besonders bewegt hat, ist der Jahreslosung für 2023 nachgedichtet. Im Refrain heißt es:

Du bist ein Gott, der mich anschaut.
Du bist die Liebe, die Würde gibt.
Du bist ein Gott, der mich achtet.
Du bist die Mutter, die liebt,
Du bist die Mutter, die liebt.

(Text von Susanne Brandt, Meldodie von Miriam Buthmann, 2016 aus dem Liederbuch "Freitöne Nr. 1")

Zur Konfirmation und zum Einschulungsgottesdienst haben wir dieses Lied gesungen. Besondere Momente im Leben, an denen sich Menschen – seien es die Konfirmanden, die Schulanfänger oder deren Eltern – fragen, wie es weitergehen mag.
Im Untertitel heißt dieses Lied „Hagars Lied“, weil die ersten Worte auf Hager, eine Magd Abrahams, zurückgehen. Hagar war von ihrer Herrin in der Wüste verstoßen worden und wird dort von einem Engel Gottes aufgerichtet und neu ins Leben gesendet (vgl. 1. Buch Mose, Kapitel 16).
Unsere Jahreslosung und noch viel mehr Hagars Lied drücken aus, wie Gott uns sieht bzw. was sein Ansehen von uns aus uns macht.
Würde und Achtung entstehen nicht von selbst. Sie entstehen im Angesehen-werden und führen damit zu Ansehen oder eben Würde und Achtung.
Die Bibel zeigt uns in der Erfahrung der Hagar, dass wir Würde haben und Achtung verdienen. Und diese Würde ist unantastbar (Artikel 1 des Grundgesetzes).
Wenn Sie einem anderen Menschen in die Augen schauen, dann drücken Sie ihm gegenüber diese Achtung aus; besonders deutlich wird dies in der Arbeit mit Autisten, wo es vielfach der Blickkontakt ist, der erst das Bauen von Beziehung möglich macht.

Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen, angesehen zu werden und auch selber ansehen zu können.

Pastor Torsten Ernst, Ahlten
(Landespolizeipastor)

Glaubenssache - Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“

Die Kolumne erscheint jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.

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