Gottes Güte hat Bestand

Glaubenssache

Pastor Sebastian Hohensee. Foto: Fotostube Hornig
Pastor Sebastian Hohensee. Foto: Fotostube Hornig

Wie ist’s denn nun richtig? Helau oder Alaaf? Als Norddeutscher kann man angesichts der verschiedenen Faschings- (oder Karnevals?) Traditionen in unserem Sprachraum schon einmal ins Schlingern geraten. Dass es Mainzer und Kölner Ausrufe gibt, ok, doch sind Sie schon einmal bei einem Fastnachtsumzug mitgegangen und haben Ahoi gerufen? Also wirklich. Ganz objektiv betrachtet gehört der Ruf doch wohl an eher die Küste als nach Baden.

Wie dem auch sei. Jedenfalls ist seit vergangenem Mittwoch das närrische Treiben vielerorts wieder vorbei. Nach der Feierlaune kommt die Fastenzeit, die im Allgemeinen als unlustig und asketisch gilt. Und das nicht ganz zu unrecht. So wird auch in den kommenden Gottesdiensten Verzicht geübt und das Halleluja ausgespart. Der Grundgedanke dahinter, den Ruf zum Gotteslob für eine Weile nicht zu sprechen, ist der gleiche wie beim Fasten: Einen anderen Blickwinkel einnehmen, sich daran zu erinnern, was wesentlich und alles andere als selbstverständlich ist.

Lange bevor die Byrds Everything there is a season sangen, wussten Menschen, dass es für alles in unserem Leben bestimmte Augenblicke gibt. „Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit.“ (Prediger 3,4). Schließlich ist nichts für immer. Dinge und Jahreszeiten, selbst Menschen ändern sich. Allein Gottes Güte und sein Wort haben Bestand. Sie weiß um unsere Gefühle und Sehnsüchte und liebt und leidet mit uns mit. Auch wenn es von außen merkwürdig, fast schon närrisch wirkt – womöglich wie Karneval für einen Norddeutschen. Für mich ist es befreiend zu wissen, dass Gott wie eine liebende Mutter ist. Wenn es hilft, mich darauf zu besinnen, verzichte ich für eine Zeit auf das Halleluja. Helau, Alaaf und Amen.

Sebastian Hohensee
Pastor der Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Sehnde-Rethmar-Haimar

„Glaubenssache - Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“

Die Kolumne erscheint jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.

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