Pause
Glaubenssache

Wie erleben Sie die Zeiten, wenn der ganze Lärm des Lebens nur für eine kurze Zeit aufhört und Stille einkehrt? Finden Sie das schön, oder eher anstrengend? Stille kann, so sehr uns der ganze Trubel des Lebens anstrengt, zunächst selbst anstrengend sein. Wenn uns auf einmal Stille umfängt, bemerken wir unsere eigene Unruhe, unseren eigenen Lärm. Alles, was sich in uns aufgestaut hat, wofür wir keine Zeit hatten, will auf einmal gehört und gelöst werden. Es scheint so als wären wir nicht in der Lage, den Pausenknopf wirklich zu drücken – sowohl für den Lärm da draußen als auch für unseren eigenen Lärm. Ich denke, manchmal haben wir sogar Angst davor, in so eine Stille zu geraten, wenn wirklich alles schweigt – um mich herum und in mir selbst. Das ist so unheimlich. Trotzdem: man muss sich nicht vor solchen stillen Zeiten fürchten.
Heute ist Karsamstag, ein Tag der besonderen Stille, zwischen Karfreitag und Ostersonntag. So als hätte Gott den Pausenknopf gedrückt. Jesus liegt im Grab. Es passiert scheinbar nichts, Stille breitet sich aus. Gerade dieser Tag erinnert mich daran, dass ich anhalten darf. Ich muss die sich ausbreitende Stille, so unheimlich sie sein mag, nicht immer produktiv nutzen, um Antworten und Lösungen zu finden, um auf die richtige Idee zu kommen. An Karsamstag schweigt selbst Gott. Er ist nicht abwesend, aber er schweigt. Ich kann mit ihm schweigen und auf ihn warten. Vielleicht hat er eine Idee, eine Lösung, eine Antwort. Was halten Sie davon?
Dr. Tibor Anca
Pastor der Ev.-luth. Kirchengemeinde An Aue und Fuhse
„Glaubenssache - Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“ erscheint als Kolumne jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.