Mittwoch war Wahltag

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Meine erste Arbeit im HBC-Projekt

Das Geschenk für die Mama ist fertig! Etwas verhalten, doch sehr stolz: zwei Mädchen aus der "Youngestgroup". Foto: Jarusch
Das Geschenk für die Mama ist fertig! Etwas verhalten, doch sehr stolz: zwei Mädchen aus der "Youngestgroup". Foto: Jarusch

Diese Woche war eine ganz besondere Woche! Sie begann mit zwei relativ „normalen“ Tagen, in denen ich an einigen Meetings teilnahm (Montag), die außerordentlich produktiv waren und die Kinder wieder sah (Dienstag).

Am Dienstag, nach der Arbeit, bin ich dann nach Hillbrow (Stadtteil/ Zentrum von Johannesburg) gefahren, weil dort ein „Freiwilliger“ aus Deutschland wohnt, der Geburtstag hatte. Und so verbrachte ich den Abend und die Nacht mit vielen jungen Leuten aus Deutschland, die alle in verschiedenen Orten rund um und in Johannesburg ihr FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) absolvieren.

Am Mittwoch, dem 7. Mai wurde nicht gearbeitet, da gewählt wurde. Ich habe in Johannesburg, in Soweto und auch schon in Alexandra mit einigen Menschen über die Wahl gesprochen. Die meisten in Johannesburg verrieten mir, dass sie wählen werden und „gespannt“ sind, was sich verändert.

In Alexandra und in Soweto (beides Townships um Johannesburg) habe ich relativ wenige Menschen getroffen, die vor hatten zu wählen oder gewählt haben. Ein 30jähriger Mann, mit dem ich auch zusammen arbeite, sagte: „Ich werde nicht wählen… Ich beschwere mich nicht über mein Land. Die Leute, die wählen beschweren sich… ich nicht".

In Alexandra haben mir die Frauen, mit denen ich gekocht habe, ihre Meinung über die Politiker erzählt. Dabei erfuhr ich, dass sie kein Vertrauen in die Politiker haben und finden, dass diese ihre Position „ausnutzen“ (nur auf das Geld „scharf“ sind).

In den Townships habe ich wenig Vertrauen oder Hoffnung der Menschen in den Staat wahrgenommen. Manche sagten sogar, dass sie kein Interesse an der Politik hätten, was aber nicht für die Mehrheit gewertet werden kann. Das ganze Land wurde durch unzählige Werbebanner, Veranstaltungen, Informationen in den Nachrichten und sehr einprägsamen Werbespots auf die Wahl aufmerksam gemacht und so war ein Interesse bei den meisten, auch wenn sie nicht gewählt haben, sehr groß.

Am Donnerstagabend wurde das Ergebnis verkündet (eine ganz andere Dauer für die Auszählung der Stimmen, als bei uns): Der ANC hat wie erwartet gewonnen. Doch gab es einige „Skandale“, die seinen „Stand“ geschwächt haben. Eine andere Partei ist zum ersten Mal neben dem ANC wirklich „hervorgeragt“: die DA (Democratic Alliance). Das wichtigste Wahlversprechen, eigentlich jeder Partei, bezog sich auf neue Jobs, die wirklich nötig sind: 4 von 10 Südafrikanern sind arbeitslos.

Am Donnerstag nach den Wahlen habe ich wieder mit den Kindern gearbeitet. Das war sehr anstrengend - ich war zeitweise alleine mit 50 Kindern der 1. Klasse, oder noch kleineren, in einem sehr kleinen Raum. Ich wollte mit ihnen zum Muttertag etwas malen und basteln. Die Arbeitsphase konnte ich sehr gut gestalten. Doch weil die Kinder zu unterschiedlichen Zeitpunkten fertig waren, wurde es danach sehr schwierig für mich, sie zu kontrollieren! Doch auch dieser Tag wurde gemeistert, an dem ich zum ersten Mal für das HBC-Projekt (Home-Based-Care) „tätig“ war. Ich bin mit zwei Mitarbeitern zu Patienten gegangen, habe mit den Patienten geredet und beim Waschen, bei der Versorgung von Wunden und der Medikamenteneinnahme assistiert. Da ich außer meinem Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein eigentlich keinerlei medizinische Ausbildung habe, hielt sich meine Eigenarbeit in diesem Projekt ziemlich in Grenzen. Dennoch war es sehr interessant! Am einprägsamsten sind die Gespräche mit den Patienten, weil sie mich mit „anderen Augen“ ansehen und Gespräche sofort ziemlich intim werden.

Diese Woche war, wie eigentlich jede Woche hier, erlebnisreich und bewegend!

Heute ist Freitag und in zwei Wochen werde ich wieder in Deutschland sein. Das kann ich mir noch gar nicht vorstellen, da zwei Wochen nun wirklich nicht gerade lang sind, doch ich noch „mitten am Arbeiten“ bin und noch einiges vor habe…

Ich freue mich sehr auf mein Wochenende. Was ich mache, bzw. gemacht haben werde, schreibe ich am Montag!

Ich hoffe ihr könnt euer Wochenende genießen!
Alles Liebe
Euer Jarusch

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Kommentar von Wolfgang Hornig |

Lieber Jarusch,
ist das nicht großartig? Wir sind über 10.000 km voneinander entfernt und können uns in einem Bruchteil von Zeit austauschen. Danke immer wieder für Deine Eindrücke und Deine fleißige Schreib- und Fotografierarbeit.
Liebe Grüße und ein schönes, erlebnisreiches Wochenende. Bis Montag.
Wolfgang