Politik mal ganz anders

(Kommentare: 3)

Ein Tag in Hillbrow und eine ANC- Veranstaltung

Über 100.000 Menschen im "FNB-Stadium" in Johannesburg. Foto: Jarusch Müßel
Über 100.000 Menschen im "FNB-Stadium" in Johannesburg. Foto: Jarusch Müßel

Nachdem ich eine Woche von ziemlich wenig Arbeit aber kaum Langeweile hinter mir hatte, kam nun das Wochenende, welches sehr interessant werden sollte.

Am Freitag hatte ich auf Grund des „Brückentages“ nicht zu arbeiten. Ich hatte geplant, mit einem der deutschen „Freiwilligen“ und zwei Freunden nach Johannesburg zu fahren aber vorher musste ich noch meine Wäsche waschen. Doch leider war die Waschmaschine kaputt (ich weis nicht, ob jemand die reparieren kann und wie ich in Zukunft Wäsche waschen soll…) und so habe ich anschließend ca. 1,5 Stunden damit verbracht meine Wäsche in meiner Badewanne (das ist kein super Luxus, denn ich habe keine Dusche :) zu waschen. Das war so einigermaßen erfolgreich, zeitaufwendig und mühselig aber - halt auch mal eine Erfahrung.

So bin ich in der Mittagszeit mit drei Freunden nach Johannesburg gefahren, wo mir der eine Freund (er kommt aus Soweto, doch ging er in Johannesburg auf eine „multi-racial-school“) mir seine Schule gezeigt hat und wir erstmal durch die Straßen von Johannesburg liefen… Per Zufall haben wir dann noch einen anderen „Freiwilligen“, der in Hillbrow (Stadtteil von Johannesburg/ Zentrum) wohnt und arbeitet getroffen und mit ihm und einigen Freunden den Tag verbracht…

Am Abend waren wir alle bei einer Andacht/„Day- Vision“ von seiner Arbeitsstelle, an der viele Jugendliche und Kinder teilnahmen. Danach haben wir spontan dort geschlafen, weil es am Abend spät wurde und es dann schwierig und relativ gefährlich ist bis nach Soweto zu fahren.

Am Samstag sind wir dann früh zurück gefahren. Später, nachdem ich etwas gegessen und mich etwas ausgeruht hatte, bin ich zu einem kleinen und „traditionellen“ südafrikanischen Markt gegangen. Dort habe anschließend eingekauft.

Da ich mich in Soweto selbst verpflege (es gibt einen Kühlschrank und eine Küche, die ich mitbenutzen kann), also auch selber koche, haben sich meine „Essgewohnheiten“ etwas verändert. Ich esse hier etwas weniger, „einfacher“ und nicht so oft, wie in Deutschland. Weniger, weil man eine kleinere Auswahl an Lebensmitteln in seinem „Fach“ hat und dadurch „bewusster“ isst, da man ja schon beim Einkaufen plant, wie viel man benötigt. Nicht so oft, weil die Südafrikaner generell eher selten essen (was nicht heißt, dass sie weniger essen…) und ich oft viel mache und dadurch manchmal zu selten die Gelegenheit zum Essen nutze. Und einfacher, da ich nicht grade der ausgefallenste Koch bin und mir eher wenig Zeit zum kochen einplane. Es gibt meistens Müsli, Früchte, Reis, Nudeln, Brot und Eier.

Nachdem ich Samstag dann relativ entspannt den Tag ausklingen lassen habe, bin ich Sonntagmorgen zum „FNB- Stadium“ zu einer ANC- Veranstaltung gefahren. Das „FNB oder auch Soccer-City-Stadium“ wurde zur WM 2010 gebaut und war Austragungsort des Eröffnungsspiels und des Finales. Es liegt zwischen Soweto und Johannesburg, umgeben von kleineren „Erhebungen“ und Goldminen.

Weil hier am 7. Mai eine neue Regierung gewählt wird (es gibt auch eine Opposition, doch ist diese nicht so „ausgeprägt“, wie in Deutschland. Daher ist hauptsächlich die „Präsidentschaftswahl“ von Interesse), sind alle Parteien an „Stimmen“ interessiert und betreiben viel Öffentlichkeitsarbeit. So auch der ANC (African National Congress), die Partei von Nelson Mandela, die 1994 maßgeblich an „The change/der Wende“ beteiligt war und seit dem „an der Macht“ ist.

Das Stadion fasst über 90.000 Sitzplätze und war absolut gefüllt: Es waren über 100.000 Menschen in dem Stadion (auf dem Spielfeld waren die anderen 10.000 :) und haben gesungen, getanzt und gefeiert. Es gab eigentlich kaum eine Vorstellung des „Parteiprogramms“ o. Ä., sondern viel mehr „ANC-Hymnen und Parolen“, sowie einige „Show-acts“. Es war sehr interessant dort gewesen zu sein und diese Stimmung mit zu nehmen!

Der Rückweg war, ganz im Gegenteil zum Hinweg relativ kompliziert. Doch nach zwei Stunden (der Hinweg dauerte nur 30 Minuten) hatte ich es zurück geschafft!

Das Wochenende war von unvorhergesehnen Ereignissen geprägt und einmalig. Ich bin um ehrlich zu sein etwas kaputt, doch immer noch interessiert und gespannt auf einige Dinge, die ich hier noch „erleben“ möchte!
Heute geht „die Arbeit“ wieder los und ich freue mich, die Kinder wieder zu sehen, die ich seit Alexandra nicht mehr getroffen habe.

Euch alles Gute für die Woche,
Euer Jarusch

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Kommentar von Susanne Paul |

Hallo, Jarusch!
Ich lese deinen Blog schon länger und bin ganz fasziniert von den Bildern. Als ich eben das Stadionfoto sah, dachte ich: ups, ein 96-Spiel verpasst?! :-)
Beim Thema Wahlkampf frage ich mich, ob es neben den Events auch politische Diskussionen gibt - Wahlspots im Fernsehen, Politiker_innenbesuche....
Vielen Dank, dass du uns an deinen Eindrücken teilhaben lässt.
VG, Susanne Paul aus Ehlershausen :-)

Kommentar von A. Lause, FWS Maschsee |

Hallo, Jarusch, ich habe gerade erst von Deinem Blog erfahren und bin begeistert, was Du in Südafrika alles erlebst und für uns aufschreibst. Danke. Liebe Grüße aus Hannover im Frühling sendet aus Deinem Schulsekretariat A. Lause

Kommentar von Dirk Jonas |

Hallo Jarusch!
Jetzt wird es ja auch mal Zeit, dass ich nicht nur lese, was du schreibst, sondern dir auch einen Gruß schicke.
Was ich von dir lese und auf den Fotos sehe, finde ich sehr beeindruckend. Ich freue mich schon darauf, wenn du mal "live" berichten wirst nach deiner Rückkehr. Ich hoffe, es gibt irgendwann mal eine Gelegenheit dazu. Wenn schon deine Texte und Bilder soviel Lebendigkeit versprühen und von vielfältigen Erfahrungen zeugen, wie mag es erst sein, wenn du von Angesicht zu Angesicht erzählst?! Aber das soll dich nicht unter Druck setzen :-)
Ich wünsche dir noch eine tolle Zeit. Bleib behütet und gesegnet.
Herzliche Grüße aus deiner Burgdorfer Heimatgemeinde,
Dirk Jonas